Free-TV vor ungewissen Zeiten

DELPHInarium 1/2016

Abbildung 1: Wie werden sich bezahlte On-Demand-Plattformen wie Netflix in den nächsten fünf Jahren entwickeln?
Abbildung 2: Ist das klassische nichtgebührenfinanzierte Free-TV, das sich hauptsächlich über Werbung finanziert, ein Auslaufmodell? (Aussage trifft zu/trifft nicht zu.)
Abbildung 3: Auf welche Stärken müsste das klassische Free-TV setzen, um sich gegen die innovative Konkurrenz erfolgreich durchsetzen zu können? (Aussage trifft zu/trifft nicht zu.)
Abbildung 4: Fernsehsender forderten neulich eine Einführung eines Spulverbots für Werbeblöcke. Wie sinnvoll beurteilen Sie regulatorische und technische Massnahmen, um die Existenz der Free-TVs zu sichern?
 

Einig sind sich die DELPHInarium-Experten darin, dass On-Demand-Plattformen wie Netflix, Amazon Video u.a. keine vorübergehende Erscheinung sind, sondern in Zukunft einen festen Platz im Medienangebot haben werden. Wie stark diese aber den Konsum klassischer Free-TV-Programme beeinträchtigen, ist weniger klar. Die meisten Experten erwarten in den nächsten fünf Jahren keine grösseren Änderungen in der TV-Nutzung. On-Demand-Portale würden zwar an Publikumsgunst zulegen, aber gegenüber dem Free-TV nur unbedeutende Marktanteile gewinnen. Ein gutes Viertel der Befragten ist aber anderer Meinung: In fünf Jahren, so ist diese Gruppe überzeugt, werden diese Plattformen schon mehr als 30% des Zuschauermarktes halten. Allerdings meint eine Expertin, hänge dies stark von der Attraktivität der Angebote ab.

Gross ist die Unsicherheit der DELPHInarium-Experten bezüglich der Aussichten von werbefinanziertem Free-TV. Eine knappe Mehrheit ist der Ansicht, dass Free-TV-Anbieter, die sich hauptsächlich über Werbung finanzieren, in Schwierigkeiten geraten könnten. Nicht primär aufgrund der Konkurrenz im Publikumsmarkt, sondern weil die Zuschauer zunehmend Mittel und Wege finden, um der Werbung auszuweichen. Dass das klassische Free-TV für die Zuschauer nicht mehr attraktiv genug sein wird, ist weniger zu erwarten, da sich dieses inhaltlich und technisch anpassen werde. Eine Expertin meint ausserdem, dass viele Menschen gar nicht aktiv auswählen, sondern sich einfach „berieseln“ lassen wollen. Die Mehrheit der Befragten glaubt denn auch, dass sich das klassische lineare Nutzungsverhalten nicht so schnell ändere.

Uneinheitlich sind die Antworten des DELPHInariums bezüglich der Strategien, welche die Free-TV-Anbieter verfolgen sollten, um der Konkurrenz durch On-Demand-Plattformen zu begegnen. Vier von fünf Experten sind davon überzeugt, dass Free-TV gegenüber der neuen digitalen Konkurrenz nennenswerte Vorteile besitzt. Die Hälfte empfiehlt den Free-TV-Sendern, vermehrt auf Newsaktualitäten zu setzen. Gut zwei Fünftel würden Live-Sport-Events, und ein gutes Drittel Unterhaltungsshows forcieren. Ein klarer unbestrittener Vorteil des Free-TV gegenüber den On-Demand-Plattformen scheint also nicht zu bestehen, abgesehen davon, dass beim Konsum von Free-TV keine (direkten) Kosten anfallen.

In einem Punkt sind sich die DELPHInarium-Experten aber weitgehend einig: Regulatorische oder technische Lösungen zur Steuerung des Fernsehkonsums erachten sie als nicht zielführend, um die Existenz des Free-TV zu sichern. Ein Spulverbot für Werbeblöcke, wie kürzlich einige Fernsehsender forderten, dürfte kaum der richtige Weg sein. Ein Experte ist der Meinung, dass dies sogar kontraproduktiv wäre: „Ein solches Verbot würde das Publikum verärgern und erst recht auf die On-Demand-Plattformen führen.“

 
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