Qualität in den Medien

DELPHInarium 2/2010

Abbildung 1: Für wie wichtig halten Sie die Qualitäts-Debatte für die Schweizer Medienlandschaft? (n=30)
Abbildung 2: Wie beurteilen Sie die folgenden Statements zum Qualitätsbegriff? (Skala 1 bis 6; 1="überhaupt nicht einverstanden, 6="voll und ganz einverstanden", n=30)
Abbildung 3: Wie haben sich die folgenden Aspekte in den letzten zehn Jahren entwickelt? (n=30)
Abbildung 4: Alles in allem, hat sich die publizistische Qualität der Schweizer Medien in den letzten zehn Jahren…?(n=30)
Abbildung 5: Bitte geben bei jedem der im Folgenden genannten Medien an, ob die journalistische Qualität "gar nicht", "eher weniger", "teils, teils", "ziemlich" oder "stark" gefährdet ist? (n=30)
 

Die klare Mehrheit der DELPHInarium-Experten ist der Meinung, dass die Entwicklung der Qualität in den Medien differenziert zu beurteilen ist; Vieles hat sich verschlechtert, manches aber auch verbessert.

In letzter Zeit hat sich die Debatte um die Medienqualität intensiviert. Dabei sind vor allem Stimmen zu hören, die eine massive Qualitätseinbusse in den Medien beklagen. Handelt es sich dabei um unverbesserliche Kulturpessimisten oder steht es wirklich so schlecht um die Schweizer Medien? Wie sehen das die Experten im DELPHInarium-Panel?

Wichtige Qualitäts-Debatte

Knapp sechs von zehn der DELPHInarium-Experten stufen die Qualitäts-Debatte in der Schweiz als „sehr wichtig“ ein. Drei von zehn finden sie „ziemlich wichtig“. „Wenn die Qualität der Medien die Qualität des politischen Diskurses tangiert, ist eine Debatte gefragt“, meint ein Experte. Ein anderer ist der Meinung, dass die Qualitätsdiskussion selbst unter einem Qualitätsdefizit leidet:„Sie ist ideologisiert und von bescheidener Qualifiziertheit.“ (Siehe Abbildung 1, oben)

Qualität ist definierbar

Der Qualitätsbegriff wird in der Fachwelt kontrovers diskutiert. Unter den DELPHInarium-Experten ist die Überzeugung aber gross, dass journalistische Qualität sich anhand objektiver Kriterien definieren lässt. So wird vor allem die meinungsbildende Funktion der Medien in demokratischen Prozessen mit journalistischer Qualität in Verbindung gebracht. Fest steht auch, dass die blosse Publikumsakzeptanz oder gar die Selbstbeurteilung durch Medienschaffende nicht genügt, um publizistische Qualität zu begründen. (Siehe Abbildung 2, oben)

Vor allem die handwerkliche Sorgfalt hat gelitten

Nach Ansicht der Experten hat sich in den letzten zehn Jahren einiges in die falsche Richtung entwickelt. Immerhin ist eine deutliche Mehrheit der Meinung, dass sich Nutzerkomfort und Aktualität verbessert haben. Auch beim Aufzeigen verschiedener Meinungen und Perspektiven vermag die Mehrheit des Panels zumindest keine Verschlechterung zu erkennen. Anders die handwerkliche Sorgfalt, die womöglich unter der Verbesserung der Aktualität gelitten hat: Vier Fünftel der befragten Fachleute sehen hier eine Verschlechterung. Auch in Sachen Themen-Relevanz, Sachkompetenz, Recherchegenauigkeit, Quellentransparenz und Aufzeigen von Hintergründen glaubt die Mehrheit eine Verschlechterung festzustellen. (Siehe Abbildung 3 und 4, oben)

Insgesamt sprechen sich sieben von zehn Experten für eine differenzierte Sichtweise aus: Sie sehen sowohl positive als auch negative Aspekte. Ein knappes Viertel kann der Entwicklung aber nichts Positives abgewinnen. Kritisiert wird etwa „die Jagd nach populistischen Beiträgen und marktschreierischen Headlines„, vor allem aber auch die mangelnde Recherchebereitschaft: „In den Redaktionen haben wir mehr und mehr Stubenhocker. Die Leute gehen zu wenig unter die Leute. PC und Internet liefern den Stoff„.

Pendlerzeitungen am stärksten gefährdet
Nicht alle Medien sind von der Qualitätserosion gleichermassen betroffen. Am wenigsten gefährdet sieht das Panel die SRG-Medien sowie die Fach- und Spezialpresse. Vor allem Radio DRS erfreut sich eines blendenden Images. Auch die Sonntagspresse scheint wenig von Qualitätsverlust bedroht. Hingegen sehen knapp drei Viertel der befragten Experten zumindest teilweise Bedrohungen für die regionale Tagespresse. Noch schlechter steht es um die Online-Medien und die Privatradios, und am stärksten gefährdet erscheinen die privaten Fernsehstationen und die Pendlerzeitungen.

Offenbar sind die unter starkem wirtschaftlichem Druck stehenden Medien zumindest ebenso von Qualitätsverlusten bedroht wie die (Gratis-)Medien, welche deren wirtschaftliche Schwierigkeiten grösstenteils verursacht haben. Ob wir auch in Zukunft Qualität in der Schweizer Medienlandschaft haben werden, wird somit wesentlich davon abhängen, ob das Publikum (und die Werbetreibenden) bereit sind, für diese Qualität auch zu bezahlen.

 
Kommpass Kommpass