Das Schweizer Regionalfernsehen kommt wirtschaftlich nicht vom Fleck. Obwohl im Durchschnitt 40% der Erträge der konzessionierten Veranstalter aus dem Gebührentopf stammen, ist jede zweite Station unterfinanziert oder sogar überschuldet. Etwas besser geht es der Privatradiobranche: Seit 2010 ist deren Werbe- und Sponsoringumsatz um acht Prozent gewachsen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Publicom im Auftrag des BAKOM.
2013 erzielten die mit einer Konzession ausgestatteten 33 kommerziellen Schweizer Privatradios einen Werbe- und Sponsoringumsatz von 165 Millionen Franken – acht Prozent mehr als 2010. Insbesondere konnten die Radios die Umsätze pro Hörer steigern, was auf eine bessere Akzeptanz der Radiowerbung schliessen lässt. Gegenüber dem Vorjahr haben sich auch die Eigenkapitelquoten und die Rentabilität der Radios etwas verbessert.
Hälfte der Radios erzielt keine genügende Rentabilität
Obwohl die meisten Privatradios schwarze Zahlen schreiben, erreicht nicht einmal jedes zweite eine genügende Rentabilität, um anstehende Investitionen zu tätigen, Kredite zu amortisieren und Reserven aufzubauen. Allerdings präsentiert sich das Gesamtbild sehr uneinheitlich. Neben darbenden Radios gibt es solche, die wirtschaftlich sehr erfolgreich sind. Ein Muster ist kaum zu erkennen: Es gibt in allen Regionen der Schweiz Radiostationen, die insgesamt erfolgreich wirtschaften, und solche, die weniger erfolgreich sind. Die strukturellen Bedingungen des Versorgungsgebiets spielen dabei nur insofern eine Rolle, als in wirtschaftsstarken Räumen die Veranstalter höhere absolute Werbeumsätze erzielen als die Radios in strukturschwächeren Gebieten. Auch in kleinen und wirtschaftlich eher schwachen Räumen kann aber rentabel Radio gemacht werden. Mit angepassten Kostenstrukturen, starken Vermarktungsleistungen und attraktiven Programmen gelingt es solchen Veranstaltern, die Werbe- und Publikumsmärkte überdurchschnittlich auszuschöpfen und vernünftige Renditen zu erwirtschaften.
Trotz Gebührengeldern sind nur drei Regionalfernsehstationen ausreichend rentabel
Schwieriger ist die wirtschaftliche Situation der privaten Regionalfernsehstationen. Der Werbe- und Sponsoringumsatz der 13 Veranstalter stagniert seit 2011 bei 40 Millionen Franken. Der Anteil am Schweizer Fernsehwerbemarkt beträgt nur gerade fünf Prozent. Obwohl die Gebührengelder seit der Gesetzesänderung von 2007 grosszügiger fliessen, wirtschaften nur drei der 13 Stationen ausreichend rentabel. Die Hälfte ist unterfinanziert oder überschuldet. Ohne Gebührenanteile, die im Durchschnitt über zwei Fünftel der Gesamterträge ausmachen, wäre wohl keine der 13 konzessionierten Regionalfernsehstationen überlebensfähig.
Verwendung der Gebührengelder nicht immer konzessionsgerecht
Nicht über jeden Zweifel erhaben ist die Programmleistung mancher konzessionierter privater Radio- und Fernsehstationen unter Berücksichtigung der medienpolitischen Zielsetzungen. Die Veranstalter sind konzessionsrechtlich verpflichtet, regionale Informationen zu produzieren. Dies tun sie aber in sehr unterschiedlichem Ausmass: Das Radio mit den meisten regionalen Informationen strahlt mehr als 20mal so viele regionale Informationen aus wie die Radiostation mit dem geringsten Regionalinfo-Output. Auch wenn nur die Gebührenradios betrachtet werden, sind die Unterschiede eklatant: Mit tausend Gebührenfranken produziert der effizienteste Veranstalter 12 Minuten regionale Informationen, das Radio mit der geringsten Umwandlungsleistung nur knapp drei Minuten.
Ebenso heterogen sind die diesbezüglichen Programmleistungen der Regionalfernsehstationen: Aus tausend Gebührenfranken resultieren zwischen sechs Minuten regionale Informationen beim stärksten Veranstalter und einer Minute beim schwächsten.
Die Studie zur wirtschaftlichen Situation des Privatrundfunks in der Schweiz wurde durch Publicom im Auftrag des BAKOM durchgeführt. Sie basiert auf der Finanzberichterstattung 2013 der konzessionierten Veranstalter ans BAKOM sowie Programmanalysedaten. Sie kann unter www.publicom.ch/news-publikationen/studien/ heruntergeladen werden.