Trotz neuen digitalen Bedrohungen wird das Privatradio seinen Platz in der Schweizer Medienlandschaft behaupten. Allerdings müssen die Sender noch stärker auf das Regionale setzen und in redaktionelle Qualität investieren. Die Gebühren sollten stärker nach Leistung und weniger nach strukturellen Kriterien vergeben werden.
Vor wenigen Tagen haben die Schweizer Privatradios ihren 30. Geburtstag gefeiert. Seit den Anfängen des Lokalradios hat sich die Medienlandschaft in der Schweiz radikal verändert und sie verändert sich weiterhin. Hat das Radio angesichts neuer digitaler Medienangebote und personalisierbaren Streamingdiensten überhaupt noch eine Zukunft? Die Experten und Expertinnen des DELPHInarium-Panels beantworten diese Frage mit einem klaren Ja. Rund vier Fünftel sind der Ansicht, dass das Radio seinen Platz in der Medienlandschaft in den nächsten Jahren behaupten wird. (Siehe Abbildung 1, oben) Dies vor allem wegen seiner Vielfältigkeit und seinen Funktionen als ideales Begleitmedium. Allerdings mischen sich auch ein paar warnende Worte in die positive Grundstimmung. Sorge bereitet etwa das sinkende Interesse für das Medium bei jungen Menschen oder die generelle Fragmentierung von Medienangebot und -nutzung. (Siehe Abbildung 2, oben)
Positiv beurteilt das DELPHInarium auch die Rolle der Privatradios in der Schweizer Medienlandschaft: Fast drei Viertel der Befragten sind der Ansicht, dass diese zur Identität und Eigenständigkeit der Regionen beitragen. Als zentral wird auch deren Unterhaltungsfunktion beurteilt. Nur eine Minderheit findet allerdings, dass die Privatradios relevante regionale Informationen vermitteln oder gar eine wichtige Funktion für die politische Meinungsbildung in den Regionen erfüllen. (Siehe Abbildung 3, oben) Folgerichtig orten die befragten Experten denn auch im Bereich der regionalen Fokussierung und der redaktionellen Qualität die grössten Chancen, um sich für eine erfolgreiche Zukunft zu rüsten.(Siehe Abbildung 4, oben)
Gebührensplitting ist sinnvoll, müsste aber Leistung berücksichtigen
Das seinerzeit stark umstrittene Gebührensplitting, von dem die Radios in strukturschwachen Regionen profitieren, stösst im Expertenpanel auf überwiegende Zustimmung, doch findet eine Mehrheit der Befragten, dass die Gebührenanteile nach Leistungskriterien vergeben werden müssten, nicht nach regionalen Strukturmerkmalen. Im Übrigen erachtet man die 19 Millionen Franken Gebührengelder, die derzeit den Privatradios zukommen, als ausreichend. Nur vereinzelt wird eine Erhöhung gefordert. (Siehe Abbildung 5, oben)
Kaum Umsatzwachstum in den nächsten fünf Jahren
Trotz der generell positiven Grundstimmung für das Medium Radio beurteilen die DELPHInarium-Experten dessen Aussichten im Werbemarkt eher skeptisch, und die Ansichten sind geteilt: Je ein Drittel erwartet eine Zunahme, eine Abnahme oder eine Stagnation der Werbeumsätze der Privatradios innerhalb der nächsten fünf Jahre. (Siehe Abbildung 6, oben) Gemäss einer aktuellen Publicom-Studie erwirtschafteten die Privatradios 2012 zusammen 160 Mio. Franken an Werbe- und Sponsoringumsätzen. Die mittlere Prognose des DELPHInariums für das Jahr 2018 liegt bei 159 Mio. Franken. Ein weiteres Wachstum erwarten die Experten somit nicht. Hier zeigt sich nicht zuletzt eine generelle Verunsicherung, zurückzuführen auf den Strukturwandel im Medien- und Werbemarkt und die ungewisse Wirtschaftsentwicklung. Als Gründe für das fehlende Wachstum werden neben dem Strukturwandel die „heutige Gesetzgebung“ und die „starke SRG-Konkurrenz“ genannt.